Formgestalter im Institut für angewandte Kunst

Nach einem Abschluss als Diplom-Formgestalter arbeitete Lutz Rudolph ab 1960 als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für angewandte Kunst Berlin (später Zentralinstitut für Formgestaltung bzw. Zentralinstitut für Gestaltung). Dort entstanden seine ersten bedeutenden Entwürfe wie die Ständerleuchte „8428 Kontrast“, das Besteck „M 140“ und die Geflügelschere.

Besteck M140 Model Neuauflage, 1961, Entwurf Lutz Rudolph, VEB Auer Besteck. Foto: Georg Eckelt

 

1961, Lutz Rudolph, Geflügelschere, VEB Trusetal Werk, Trusetal. Foto: Georg Eckelt
1961, Lutz Rudolph, Geflügelschere, VEB Trusetal Werk, Trusetal. Foto: Georg Eckelt

 

Der Industrieformgestaltung wurde zu Beginn der 1960er Jahre größte Bedeutung beigemessen. Das Institut verstand sich als koordinierendes Zentrum der DDR für die künstlerisch-wissenschaftliche Entwicklung der Produktgestaltung, vergab dazu Forschungsprojekte, Direktaufträge an Gestalter und entwickelte ein System von Bewertungskriterien. Den Einfluss auf die Betriebe garantierte die enge Zusammenarbeit mit staatlichen Organen wie dem Ministerrat der DDR. Das Institut versuchte, sich international an Bauhausentwicklungen und am skandinavischen Design zu orientieren.

Lutz Rudolph mit einem Modell des Wartburg 353 Coupe (Entwurf Clauss Dietel und Lutz Rudolph) 1965. Photo Privat.
Lutz Rudolph mit einem Modell des Wartburg 353 Coupe (Entwurf Clauss Dietel und Lutz Rudolph) ca. 1965.

 

Rudolph gehörte zur künstlerisch-operativen Abteilung (Leiter: Georg Friedrich Saalborn) und war als Leiter der Unterabteilung Automobilbau, Schienenfahrzeuge und Schiffbau zuständig für die Erarbeitung von Maßnahmen- und Entwicklungsplänen zur Einbeziehung von Gestaltern. Auf der Herbstmesse 1963 fand ein „Internationales Gespräch über Formgestaltung – Qualität“ mit Gestaltern, Konstrukteuren und Technologen statt. Parallel befragten Studiengruppen des Instituts Aussteller nach ihren Vorstellungen zu diesem Thema. Rudolph forschte in einer Gruppe, die für Rundfunk, Phono und Fernsehen zuständig ist. Im gleichen Jahr beteiligte er sich an der Konzeption einer großen Ausstellung: „Kulturelle und ökonomische Bedeutung der Formgestaltung“, die der gesamten Führungselite gezeigt wurde. Die Regierung formulierte das neue Berufsbild Formgestalter als „Einheit künstlerisch, technischer, wissenschaftlicher und ökonomische Kompetenzen“. Die Erwartungen waren hoch und der Anspruch führte zu zunehmender Kontrolle. Lutz Rudolph fühlte sich als Mitarbeiter von Formalitäten in seinem kreativen Anspruch eingeschränkt. 1967 verließ er das Zentralinstitut für Gestaltung.