Zum Tod des Geraer Form- und Produktgestalters Lutz Rudolph.
Wenn die Geraer Kunstfreunde bei dem Namen Lutz Rudolph, stutzen, denken sie zuerst an seinen Vater Hans Rudolph. Er war den Geraern vor allem durch großflächige Aquarelle oder Grafiken mit Stadtansichten ein Begriff. Sein Atelier hatte er auf dem Dach des Hochhauses am Zentralen Platz.
Dass der Sohn zu den bekanntesten DDR-Formgestaltern zählte, auf den der Vater sehr stolz war, wussten die wenigsten. Ebenso wenig, dass der Junge im elterlichen Haus in der Dürrenebersdorfer Straße mit Bauhausprodukten heranwuchs, die sein Vater gesammelt hatte. Diese Erfahrung prägte ihn und wurde zum Maßstab seines Schaffens.
Lutz Rudolph studierte von 1955 bis 1960 an der Hochschule für Bildende und Angewandte Kunst in Berlin Weißensee. Nach Tätigkeiten am Zentralinstitut für Gestaltung in Berlin und einer Aspirantur an der Kunsthochschule arbeitete er von 1968 bis 2000 als freiberuflicher Form- und Produktgestalter in Berlin.
Über Jahre hinaus schuf Lutz Rudolph, meist in Arbeitsgruppen mit dem Chemnitzer Clauss Dietel oder mit Dieter von Amende, Produkte, die heute zu den Designklassikern der DDR gehören und zum internationalen Ansehen ihrer Produktkultur beitrugen. Dass dies in einem zentralistischen Staat unter ideologischen Zwängen und permanenter Mangelwirtschaft gelang, verdient besonders hohe Anerkennung.
Zu den wichtigsten Schöpfungen Rudolphs gehörten die Helio-Radiogeräte, der PKW Wartburg 353 Tourist oder das beliebte, aber selten zu bekommende Besteck „Modell 104“. Nach 1990 wirkte er an Farbkonzepten und Erscheinungsbildern von Porsche und VW mit.
In Berlin und auf Rügen lebend hat Lutz Rudolph trotz vieler Arbeit den Kontakt zu seiner Geburtsstadt und den dortigen Freunden aufrecht gehalten. Mir waren er und seine Frau Rosemarie stets liebe Gäste im Museum für Angewandte Kunst. In unseren Gesprächen vertrat er seinen hohen gestalterischen Anspruch stets mit Energie und viel Humor. Seine Tochter, die Grafik-Designerin Ania Rudolph, schildert ihn als liebevollen Ehemann und Vater. Die deutsche Designszene wie auch die Stadt Gera sind um eine Persönlichkeit ärmer.
Von Hans-Peter Jakobson / 20.03.11 in der OTZ
Abbildung: Lutz Rudolph in Gera. Photo Jürgen Frenkel.